Blitzlichter aus meinem Leben ...
... Kriegszeit

Mit diesem 8 Rad Spähwagen versuchten wir mit wichtigen Papieren des Afrikakorps nach spanisch Marokko zu gelangen.

Hier hat man unseren Spähwagen auf dem Marktplatz von Boughari auf Holzpfählen aufgestellt nachdem wir auf abenteuerliche Weise gefangengenommen wurden (Boughari liegt etwa 30 km landeinwärts von Algier). Hier in Boughari war eine Arabereinheit unter französischem Kommando. Die sogenannten "Sphais" haben einen 9 m langen roten Schal um den Leib zum Schutz gegen den Sandsturm. Diese und mehrere Polizeieinheiten hatten Sperren (Barragen) auf der Straße aufgebaut. Sie schossen von vorn und hinten auf uns - und brachten sich gegenseitig Verwundungen bei.

Zwei Gendarmen haben nachher behauptet wir hätten auf sie geschossen, das stimmte aber nicht, sie waren auch bei der Gerichtsverhandlung und zur Verurteilung wegen Rebellion mit Waffengewalt und mehr als 3 Personen gegenüber den Beamten der öffentlichen Kraft, bzw. der Polizei in der Ausübung ihrer Funktionen, nicht erschienen.

Die Nacht der Gefangennahme war eine gespenstige Nacht. Der Vollmond warf ein grelles Licht über das Land und von überall hörte man das aufreizende Bellen vieler Hunde und Kommandos. Wir mussten den Spähwagen verlassen nachdem wir auf die Sperren aufgefahren waren und die Baumstämme durcheinander fielen. Wegen der wichtigen Papiere steckten wir vorher ein Benzinfass in Brand, welches im Spähwagen stand *)s.u.. Es sah gespenstisch aus als es wie ein riesiger Bunsenbrenner in der Nacht brannte.

Das Getreide auf den Feldern war höchstens 40 cm. hoch und wir robbten in dem niedrigen Getreidefeld weg von dem Spähwagen. Bald hörte ich: "Einen für Hitler und einen für Mussolini" das waren Kolbenhiebe! Das Gelände wurde von einer Landstrasse durchzogen. Die dicken Chausseebäume warfen breite Schatten schräg über die Strasse. Als ich in einem solchen Schatten die Strasse wie eine Schlange überquerte, hörte ich eine Gruppe Soldaten palavern, die sich später entfernten. Fast konnte man den eigenen Herzschlag hören.

Erst gegen Morgen als es schon etwas hell wurde habe ich mich als Letzter gefangen gegeben, indem ich auf eine kleine arabische Einheit zuging. Ich wurde umringt und in die Mitte genommen. Ein Soldat versuchte mir zu erkennen zu geben das er in Deutschland gewesen wäre und es dort gut gehabt hätte - in dem Augenblick bekam ich einen Schlag mit dem Gewehr in den Rücken - aber die anderen stießen diesen Mann zurück. So kam ich in die Chefbaracke.

Später habe ich von einem Krankenhaus, das genau an dieser Straße lag, mit einem Dr. Binder die französische Bevölkerung dort ärztlich versorgt.


*)PS. Übrigens das Benzinfass im Spähwagen war wirklich ein großes Fass das wir nachts aus einem riesigen amerikanischem Tanklager geklaut hatten. Da war ein riesiger Verkehr von allen Seiten Panzer, Laster und kleinere Fahrzeuge. Mein grünes Käppi mit dem Adler vorne habe ich nach hinten gedreht - auch hier klopfte uns das Herz bis zum Halse. Es war auch nicht so einfach das Fass nach oben in den Turm zu kriegen...




© Helmut Hartwig 2006 - [Stand: 21.03.2006]css